Blogbeitrag

David gegen Goliath: Mittelständische Spediteure müssen sich auf dem Arbeitsmarkt mit Amazon & Co. messen

Das Thema Personalmangel ist in vielen Wirtschaftsbereichen aktueller denn je. So werden derzeit nicht nur in der Transport- und Logistikbranche akut Mitarbeiter gesucht, sondern beispielsweise auch Pflegekräfte im Gesundheitssektor oder Handwerker in der Bauwirtschaft. Insgesamt fehlen hierzulande derzeit etwa 1,2 Millionen Arbeitskräfte. Der Personalmangel betrifft nicht nur einzelne Berufe, sondern erstreckt sich vom Dachdecker über den Sachbearbeiter bis hin zu hochrangigen Führungspositionen. Die Wandlung der Altersstruktur der deutschen Bevölkerung bzw. der Erwerbstätigen ist nur einer von vielen Gründen für diesen Notstand.

Die hohe Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt wirkt sich unmittelbar auf den Personalmangel in Speditionsunternehmen aus. Die Konkurrenz bilden nicht nur Nachbarspeditionen, sondern auch mitarbeitersuchende Unternehmen aus diversen anderen Branchen. Diese können auch Großunternehmen, wie Amazon oder Rewe sein, die in aller Regel über ein größeres Repertoire an Ressourcen verfügen, um potenzielle Mitarbeiter für ihre Firma als Arbeitgeber zu begeistern, als mittelständische Spediteure.

Nehmen wir den Tech-Giganten Amazon als Beispiel: Zwar genießt Amazon als Arbeitgeber in manchen Kreisen keinen guten Ruf, jedoch arbeitet das Unternehmen stetig und erfolgreich an seinem Image. Seit einiger Zeit ist der Konzern mit dem Angebot „Amazon Global Logistics“ im Speditionsbereich tätig und rekrutiert fleißig Arbeitskräfte in der Branche. Das Großunternehmen bedient sich somit auf dem Arbeitsmarkt vieler Personalressourcen, die mittelständischen Speditionen enorm weiterhelfen könnten. Sei es der ausgebildete Speditionskaufmann für das Büro, der Disponent für das Lager oder gar der LKW-Fahrer für die Transportwege. Amazon ist dabei nur einer von vielen namenhaften großen Nachfragern auf dem Arbeitsmarkt, die sich um Personal aus dem Logistikbereich bemühen. Dieser Konkurrenz etwas entgegensetzen zu können, stellt für jeden Mittelständler eine große Herausforderung dar.

Personal ist der Schlüsselfaktor für die Wirtschaftlichkeit von Produktions- und Dienstleistungsunternehmen, wie in der Transport- und Logistikbranche. Wenn wir nicht jetzt damit beginnen, die Themen anzupacken und uns auf den langen Weg einer kulturellen Veränderung unserer Betriebe zu beschreiten, wird es in ein paar Jahren zu spät sein. Arbeitgeber sollten dabei nicht darüber nachdenken, was sie ihren Angestellten bereits bieten, sondern einen umgekehrten Denkansatz verfolgen. Einige Mitarbeiter-Benefits sind mittlerweile zum allgemeinen Standard geworden, sodass sie gegenüber der Konkurrenz auf dem Arbeitsmarkt keine Vorteile mehr bringen. Mit kostenlosem Kaffee oder der Mitbestimmung bei der Lkw-Ausstattung allein können weder Angestellte an das Unternehmen gebunden noch neue Mitarbeiter gewonnen werden.

Wertschätzung ist eines der Zauberworte, die gegen den Personalmangel ins Feld geführt wird. Sowohl im persönlichen Umgang als auch auf Ebene der gesellschaftlichen Anerkennung kommt ihr eine zentrale Rolle zu. Auch wenn es eine Plattitüde zu sein scheint: Die Wertschätzung insbesondere gegenüber dem Fahrpersonal muss dringend gesteigert werden. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass die Gehälter in der Branche allgemein und im Fahrpersonalbereich im Speziellen, in den kommenden Jahren deutlich steigen müssen. Werte von 4.000 – 5.000 Euro im Monat für einen Fahrer werden in Fachkreisen bereits skandiert. Im Wettkampf um Mitarbeiter wären aber selbst solche Gehälter nur ein Rundensieg. Die Konkurrenz wird mit aufrüsten.

Die Herausforderung Personal wird uns langfristig begleiten. Der Mittelstand hat jedoch viele attraktive Rahmenbedingungen zu bieten: Persönliche Bindung, flache Hierarchien, Gestaltungsmöglichkeiten u.v.m.. Wir können diese Vorteile aber nur gemeinsam ausspielen und die Defizite in Ressourcen und Organisation zusammen besser meistern. Die ELVIS AG arbeitet daher mit ihren Partnern und Lieferanten stetig daran, Speditionen in den vielfältigen Herausforderungen des Personalmanagements zu unterstützen, damit die Analogie von David gegen Goliath auch in Zukunft bis zum Ende trägt.

 

Über den Autor

  • Nikolja Grabowski ist seit 2021 als Vorstand der ELVIS AG verantwortlich für die strategische Ausrichtung und Kommunikation des Verbunds.
  • Privat und beruflich verfolgt er gespannt die Entwicklungen in der deutschen und europäischen Politik aufmerksam.
  • Die Digitalisierung der Transportbranche ist sein zweitliebstes Thema. Hier sieht er eine große Gefahr für die Transport- und Logistikunternehmen, aber auch eine Chance.

Redaktion: Nicolas Rauschenbach

Titelbild Composite-Bild von Ernst Geschäftsmann mit Händen auf den Hüften und – Stockfoto von Wavebreak auf iStock

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